Autorenporträt


Astrid Fritz: “Das Schreiben ist ein stilles Tun”
("Autor des Monats" Mai 2009 auf der Website historische-romane.de)

files/AstridFritz/bilder sonstige/Buecher-Stapel6-192.jpgAstrid Fritz gesteht es ehrlich: ohne Gummibärchen geht bei ihr beim Schreiben gar nichts. Tütenweise könnte sie diese legale Droge morgens mit in ihr Arbeitszimmer nehmen, wenn sie die frühen Stunden des Tages nutzt, um bei völliger Ruhe zu schreiben. Doch auch wenn sie sich selbst als “chaotisch, ungeduldig und harmoniesüchtig” beschreibt, zumindest die ersten beiden Eigenschaften blendet sie beim Arbeiten an ihren Büchern völlig aus. Strukturiert geht sie jedes neue Buch an. Am Anfang steht oft eine spontane Idee oder eine kurze Szene – danach geht es sehr diszipliniert weiter. Auch, was den Konsum von Gummibärchen und deren Kollegen betrifft …

Ein Leben als Schriftstellerin hatte sich Astrid Fritz dabei zunächst gar nicht vorgestellt. Ihr Traumberuf war eigentlich die Arbeit als Lektorin, aber sie fing nach dem Studium der Literaturwissenschaft und Romanistik zuerst mit einem Volontariat als Redakteurin für Fachzeitschriften an. Artikel über Keramik oder für Krankenhauszeitschriften fielen in ihre Zuständigkeit. Wechselhafte Jahre folgten diesem Volontariat, begleitet von verschiedenen Tätigkeiten. Unter anderem fiel in diese Jahre das Projekt, das sich als richtungweisend herausstellen sollte. Astrid Fritz schrieb zusammen mit einem Freund den erfolgreichen Stadtführer “Unbekanntes Freiburg” und begegnete bei der Recherche der späteren Hauptfigur ihres ersten Romans Die Hexe von Freiburg. Diese Frau und ihre Geschichte lagen ihr so sehr am Herzen, dass sie sich entschloss, ein Buch über sie zu schreiben.

Dennoch war der Weg von der Idee bis zum gedruckten Buch noch lang. Dass es nicht ausreicht, wenn ein Manuskript den eigenen Freunden gefällt, war die erste ernüchternde Erfahrung. Dass es auch nicht ausreicht, ein Manuskript gezielt an Verlage zu schicken, war die zweite. Frau Fritz nahm sich diese Erfahrungen zu Herzen und begann, sich selber das Handwerk des Schreibens von Unterhaltungsromanen beizubringen. Und das mit den neu erlernten Schreibtechniken überarbeitete Manuskript war dann ein hartnäckig verdienter Erfolg. Der Rowohlt Verlag nahm das Manuskript an und stellte noch vor dem Erscheinen des Buches einen Vertrag für das nächste aus – ein deutlicher Ausdruck des Vertrauens in die Autorin. In den nächsten Jahren erschienen etliche weitere Romane und das Schreiben und die Lesungen prägen den Alltag der Autorin. Heute nennt sie sich glücklich und dankbar, vom Schreiben leben zu können.


Von den Ideen zu den Büchern

Die erste Idee – meist ist das bei Astrid Fritz etwas, das ihr bei der Arbeit an einem früheren Buch begegnet ist. Ein kleines Detail, das sich in ihrem Kopf festgesetzt hat. Wobei sich in ihrem Schreiben ein Thema herauskristallisiert hat. Es sind Frauenfiguren, die sie interessieren, das alltägliche Schicksal, das sie gehabt haben und gehabt haben könnten. In Romanen wie Die Hexe von Freiburg, ihrem Erstling von 2003, oder dem jetzt gerade 2009 erschienenen Buch Die Vagabundin stehen starke Frauen im Vordergrund, die zwar keine große Geschichte geschrieben haben, aber ein auffallender Teil der Geschichte von unten waren. Bei der Hexe von Freiburg ist es die historische Figur der Bürgerswitwe Catharina Stadelmennin aus Freiburg, aus deren Lebensgeschichte sie diesen berührenden Roman konzipiert hat.

Bei Die Vagabundin war es erneut eine reale historische Figur, die den Impuls zu dem Roman gab. Die Geschichte der Eva Barbierin aus dem 16. Jahrhundert liegt diesem Roman zugrunde, in dem sich eine junge Frau als Schneiderknecht verkleidet und mit gefälschten Papieren durch die Lande zieht. Und auch Die Gauklerin lässt sich nicht von ihrem Schicksal unterkriegen. Auch wenn sie schwanger allein in den Wirren des 30-jährigen Krieges für sich sorgen muss – sie arbeitet sich von einer Spülmagd zur Zofe hoch und ringt dem Leben das Glück ab, was es ihr nicht von selber geben will.

Ein Reiz der Bücher liegt in dem regionalen Bezug und der Tatsache, dass es immer ganz konkrete Schicksale sind, deren Spuren man in alten Schriften, auf Drucken oder in Heimatmuseen verfolgen kann. Das Aufspüren der Alltagsgeschichte ist es, was Astrid Fritz leisten möchte. Auch, wenn sie diese Geschichten literarisch weiterspinnt...

In allen Büchern von Frau Fritz geht es letztlich immer um Heimat oder Heimatlosigkeit, um Zugehörigkeiten im Leben oder den Verlust dieser Bindungen. Diese eine Leitfrage zieht sich wie ein zarter roter Faden durch das Werk. Und so sind es immer wieder die Ausgestoßenen und die Randfiguren einer Zeit, denen man in Astrid Fritz Romanen begegnet und die ihrem Schicksal den Kampf ansagen!

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