Hintergrundinformationen - "Wie der Weihnachtsbaum in die Welt kam"


Weihnachten unter dem heimischen Tannenbaum


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Vom heidnischen Brauch des Wintermaiens (lose, immergrüne Zweige) hin zu unserem Tannenbaum, diesem urdeutschen Symbol für die Weihnachtszeit, war es ein langer Weg. Dabei sind die historischen Quellen anfangs recht spärlich – hier ein chronologischer Überblick:

Die Römer feierten den Jahreswechsel mit grünen Zweigen.

Die nordischen Völker hängten im Winter Tannenreiser auf gegen böse Geister.

Der Straßburger Stadtschreiber und Autor Sebastian Brant mokiert sich 1494 darüber, dass alle Welt zu Neujahr Tannenzweige abschneide und sich in die Stube hole.

1521 wird dieser Brauch im oberelsässischen Schlettstadt bereits als „Weihnachtsmaien“ bezeichnet, und die Zweige hängen nicht mehr, sondern werden „aufgestellt“. Zehn Jahre zuvor wird aus dem lettischen Riga sogar von einem mit Wollfäden, Stroh und Äpfeln geschmückten Baum berichtet - eine fremde Kaufmannsgilde habe ihn zur Wintersonnwende vor dem Rathaus aufgestellt.

In einer Freiburger Stadtverordnung von 1554 wird untersagt, in den Wäldern den „Weynachtsmayen“ zu hauen“ – ob damit schon Bäume gemeint sind, ist unklar.

Eine Quelle von 1599 berichtet von einem Freiburger Brauch, wonach 1419 die dortige Bäckerbruderschaft einen geschmückten Baum gestiftet haben soll – diese Quelle ist allerdings umstritten.

Der erste handfeste Beleg dann: Zu Weihnachten anno 1539 stellen Zünfte im Straßburger Münster einen großen „Tannenbaum“ auf! Danach finden sich in den Chroniken, vor allem im Elsass und am Oberrhein, häufiger die Einträge, dass es verboten sei, zu Weihnachten Bäume zu schlagen.

So gibt es 1561 im Oberelsass einen Erlass, wonach jeder Bürger nur eine höchstens acht Schuh lange Tanne aus dem Wald holen darf.

1570 ist dann auch im Norden vom Weihnachtsbaum die Rede: In einem Bremer Zunfthaus, mit Äpfeln, Nüssen, Brezeln und Papierblumen behängt, und die Kinder dürfen ihn zum Fest „abschütteln“.

1605 wird im Elsass der dortige Christbaumschmuck beschrieben: bunte Papierrosen, Äpfel, Oblaten, Blattgold und Zuckerzeug.

files/AstridFritz/bilder ab Vagabundin/Weihnacht 1891.jpg1611 schließlich kommt Herzogin Dorothea Sybille von Schlesien auf den Gedanken, ihren Weihnachtsbaum mit sündhaft teuren Wachskerzen zu bestücken.

Der evangelische Prediger am Straßburger Münster Johann Conrad Dannhauer (Tannenhauer!) wettert 1647 gegen den „kindischen“ Brauch, in den Häusern Weihnachtsbäume aufzustellen.

Im 18. Jahrhundert schließlich ist der Siegeszug des heimischen Christbaums nicht mehr aufzuhalten: Zunächst in den Sälen der Adligen und Patrizier, dann auch in den kleinbürgerlichen guten Stuben.

Mit dem Anlegen von Baumschulen wird im 19. Jahrhundert der teure Baum für jedermann erschwinglich und die Idee des Weihnachtsbaums mit großem Erfolg in die ganze Welt exportiert! Auch sind jetzt Glaskugeln en vogue.


files/AstridFritz/bilder ab Vagabundin/Lorenzo_di_Credi-Geburt_Christi 16.JH.JPGBei allen Unsicherheiten ist eines gewiss: Dass Martin Luther und seine Anhänger die Weihnachtsfeier aus der Kirche und den Trinkstuben der christlichen Zünfte, Gilden und Bruderschaften in die private heimische Stube verlagerten, wo das Evangelium vorgelesen und gesungen wurde. Mit dem festlich geschmückten Weihnachtsbaum schuf man eine Alternative zu den kirchlichen Paradiesspielen um Adam und Eva und den ausgedehnten Krippen- und Hirtenspielen der Altgläubigen.


Meine ganz persönliche Weihnachtsgeschichte

Wann nun genau der uralte Brauch des Wintermaiens mit der Verehrung des Christbaumes verschmolz, ist unklar. Und da bleibt mir als Autorin natürlich viel Raum für Fantasie bei der Frage, wer wohl die „Erfinder“ des Weihnachtsbaum gewesen sein mochten. Irgendwer musste ja eines Tages auf den Gedanken gekommen sein, einen immergrünen Baum aufzustellen und herauszuputzen. Warum also nicht ein junger Streuner namens Jakob, geleitet durch den Zufall der Ereignisse, der seine Schuld wieder gut machen will? Und so habe ich mir eine Weihnachtsgeschichte ausgesponnen, in der es um Versöhnung und Geborgenheit geht, um das Miteinander und Füreinander von Menschen, auch wenn hierfür Gräben überwunden werden müssen.


Straßburg als Schauplatz

files/AstridFritz/bilder ab Vagabundin/strassburg ponts couverts2.jpgZur Frage des Schauplatzes gab es für mich kein langes Überlegen: Zahlreiche Quellen sprechen immer wieder vom Elsass und dem Oberrhein, und der erste „richtige“ Weihnachtsbaum ist ja tatsächlich für 1539 im Straßburger Münster belegt. Für mich hieß das, mich in Gedanken aufzumachen ins alte Straßburg, in die einstige freie Reichstadt und Handelsmetropole am Rhein, die mit ihrem weltoffenen und regen Geistesleben bereits 1523 reformiert wurde. Dabei habe ich versucht, das damalige Stadtbild mitsamt seinen Bewohnern nachzuzeichnen und mich dabei eng an die historischen Vorgaben zu halten.

Dafür, dass die Illustratorin Andrea Offermann die alten Gassen und Häuser so liebevoll ins Bild gesetzt hat, dabei der Handlung meiner Geschichte genauestens gefolgt ist und die Figuren wunderbar getroffen hat, möchte ich ihr an dieser Stelle meinen Dank aussprechen.

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